Die Nüdlinger und die Kirche

Der sonntägliche Kirchgang, welcher heute für die Nüdlinger Bevölkerung selbstverständlich ist – oder auch nicht – musste sich über Jahrhunderte entwickeln und war geprägt von vielzähligen Veränderungen. Wo sich das allererste Nüdlinger Gotteshaus befand ist bis heute unklar. In der heutigen Haardtstraße – nahe des früheren Pfarranwesens im Stein-
garten – wurden zwar massive Mauern eines größeren Bauwerks aus dem 13 Jahrhundert entdeckt,
doch ob es sich dabei um ein altes Kirchenbauwerk handelte, lässt sich nicht sicher nachweisen.

Nachgewiesen ist in jedem Fall, dass die Benediktinermönche aus dem fünf Kilometer entfernten Kleinbrach die Nüdlinger Gläubigen so lange
kirchlich betreuten, bis sie 1133 von der Pfarrei Kissingen einverleibt wurden. Der Kirchgang war in den folgenden 250 Jahren beschwerlich – im wahrsten Sinne des Wortes. Schließlich gab es zu dieser Zeit noch keinerlei passierbare und angenehm zu gehende Wege über den Sinn-berg. Die unbequeme Strecke über den Hügel und durch den Wald nach Kissingen – heute undenkbar – veranlassten die Nüdlinger– wie so oft – selbst das Heft in die Hand zu nehmen. 1384 wurde schließlich zumindest ein Beneficium non curatum in Nüdlingen errichtet. Das bedeutete, dass Gottesdienste in Nüdlingen – vermutlich in der Sebastianikappelle oberhalb vom Wurmerich – gefeiert werden konnten. Alle seelsorgerischen Angelegenheiten wurden weiterhin vom Kissinger Pfarrer erledigt

 

1453

69 Jahre nach der Errichtung des Beneficiums – erhielt Nüdlingen endlich seine eigene Pfarrei.

Um auch die eigene Kirchenvergangenheit im Gedächtnis zu behalten, mussten die Nüdlinger Christen eine jährliche Wallfahrt in die Kissinger Marienkapelle unternehmen. Die Sebastianikapelle war fortan die Nüdlinger Pfarrkirche und blieb es über ein Jahrhundert. Am 22. Februar 1590 wurde Haard nach Nüdlingen eingepfarrt und war von nun an eine Filiale der Nüdlinger Pfarrei.
Die heutige St.-Kilian-Kirche wurde um das Jahr 1600 im spätgotischen Stil erbaut und löste die Sebastianikapelle als Pfarrkirche ab. Der Kirchturm soll schon aus dem 14. Jahrhundert stammen. 1858 kam es zu einem erneuten Neubau der Kirche.